» Interview mit Reinhard Hartl –
Erzbischöfliche Ursulinen-Realschule Landshut «
Vorname, Name: Reinhard, Hartl
Unterrichtsfächer: Mathematik, Chemie, MINT
Schule: Erzbischöfliche Ursulinen-Realschule Landshut
Ein „tolles Gemeinschaftsprojekt für die ganze Schulfamilie…“ hat Reinhard Hartl, Lehrer für Mathematik, Chemie und MINT an seiner Realschule in Landshut auf die Beine gestellt, um neben einem außergewöhnlichen Projekterlebnis seine Schüler*innen aufzuzeigen, wie wichtig Naturwissenschaft in der Praxis sind:
Was war für Sie der ausschlaggebende Punkt das Stratosphärenprojekt durchzuführen?
Durch das Projekt werden verschiedenste naturwissenschaftliche Fächer angesprochen und eingebunden. Zudem kann auf unterschiedliches Vorwissen in den jeweiligen Jahrgangsstufen aufgebaut werden.
Welches Vorwissen hatten Sie und wie groß waren Ihre Bedenken und die Aufregung?
Unser Vorwissen ging nicht über das normale „Schulwissen“ von Lehrkräften aus naturwissenschaftlichen Fächern hinaus. Die größten Bedenken hatten wir, dass es trotz ausführlicher Vorbereitung eine Panne beim Start geben könnte und v.a. dass die Sonde aufgrund eines unzugänglichen Landeortes nicht mehr geborgen werden kann.
Wie haben Sie das Projekt finanziert?
Das Geld wurde aus schulinternen Mitteln bezogen.
Wie haben Ihre Schüler*innen reagiert, als Sie das Stratosphärenprojekt vorgestellt haben?
Die Schülerinnen zeigten sich durchwegs positiv gegenüber der Projektidee und waren von Anfang an mit Begeisterung dabei.
Welches Ziel haben Sie mit Ihrer Stratosphärenmission verfolgt?
Einerseits ist es ein tolles Gemeinschaftsprojekt und Erlebnis für die ganze Schulfamilie. Andererseits weckt es bzw. stärkt es gewiss das Interesse an den Naturwissenschaften.
Wie haben Sie das Projekt inhaltlich in den Unterricht implementiert?
In den 5. und 6. MINT-Klassen wurden entsprechende Versuche zum Thema Luftdruck etc. durchgeführt und die Hintergründe besprochen. Die 9. und 10. Klasse aus dem naturwissenschaftlichen Zweig halfen beim Bau der Sonde und überlegten sich Experimente für außen. Im Anschluss wurden die Daten allen Schülerinnen und Lehrkräften zur Verfügung gestellt. Hierbei erfolgte eine Diagrammauswertung im IT-Unterricht oder z.B. eine entsprechende Aufarbeitung im Physikunterricht. Nachdem der Film fertig war, wurde dieser mit allen Schülerinnen gemeinsam über Teams angeschaut und von den Organisatoren kommentiert.
Wie lief bei Ihnen der Tag des Wetterballonaufstiegs sowie die Bergung ab?
Es war insgesamt schon sehr spannend. Wir haben uns die ersten beiden Schulstunden zur Vorbereitung vorgenommen und konnten dadurch pünktlich in der Pause abheben, damit alle Schülerinnen zusehen konnten. Sobald der Ballon in der Luft war, ging es ab zur berechneten Landezone. Bei der Bergung hatten wir großes Glück, da die Sonde knapp neben einem Waldstück auf einer Wiese landete. Da der Ballon jedoch eine ordentliche Flugzeit bis nach Österreich hatte, kamen wir erst nach insgesamt 333 km Fahrt durch sehr ländliche Regionen nach gut fünf Stunden Autofahrt gegen abends zurück zur Schule.
Welches Gefühl empfanden Sie und Ihre Schüler*innen, als das Projekt erfolgreich war?
Wir waren alle ziemlich erleichtert und freuten uns auf die spannenden Bilder der Kamera. Das Zittern bis zum ersten Signal beim Landeanflug war enorm.
Was hat den Schüler*innen am meisten Spaß gemacht? Welches waren die größten Erkenntnisse für Ihre Schüler*innen?
Für die Schülerinnen war das Projekt insgesamt sehr schön. Endlich mal wieder eine große Gemeinschaftsaktion, bei der alle zusammenkommen und beim Start, Flug und der Landung mitfieberten. Die größten Erkenntnisse gewannen die Schülerinnen aus dem Videomaterial bzw. den Daten vom Datenlogger. So waren schon viele sehr erstaunt, wie hoch der Ballon gestiegen ist oder dass die Temperatur während des Aufstiegs nicht kontinuierlich sinkt.
Mussten Sie den Schüler*innen viel unter die Arme greifen, oder war das Projekt ein Selbstläufer?
Beim Bau der Sonde und den Experimenten halfen die Erklärvideos sehr. Dennoch brauchen die Kinder entsprechendes Wissen, die Geräte und Materialien zum Befestigen von den Lehrkräften. Auch die Organisation von Telefonkarten, das Testen der GPS-Geräte etc. kostet viel Zeit und muss gemeinschaftlich mit Lehrkräften erfolgen.
Was hat Ihnen bei der Umsetzung des Projekts am meisten geholfen?
Durch die Anleitungen und besonders die Erklärvideos ist man wirklich gut vorbereitet. Zudem bekamen wir bei Fragen schnelle Unterstützung per Email.
Wie beurteilen Sie rückblickend das gesamte Projekt sowie die eigene Vorbereitung?
Den beteiligten Lehrkräften und allen Schülerinnen hat es riesig Spaß gemacht. Es braucht Zeit, Koordination des Schulbetriebs und Geld, aber all das lohnt sich gewiss.
Würden Sie das Projekt weiterempfehlen bzw. im kommenden Jahr eine weitere Mission mit neuen experimentellen Schwerpunkten durchführen?
Empfehlenswert ist es auf jeden Fall. Allerdings ist ein Lehrertandem oder -trio von Vorteil, sodass die Aufgaben untereinander aufgeteilt werden können. Im kommenden Schuljahr werden wir (aus Kosten- und Arbeitszeitgründen) erstmal nicht erneut starten. Jedoch fassen wir es in ein paar Jahren mit Sicherheit wieder ins Auge, wenn neue Schülerinnen vor Ort sind.
Reinhard Hartl
Ursulinen-Realschule Landshut
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